Logo Finkeldei

Texte

Zu den Zeichnungen 1991-92

Jeder Strich steht für sich.
Erkennbar allein. Berührt den Nachbarn nicht.
Beeinflusst ihn aber, auch die anderen und wird beeinflusst.
Die Lücken zwischen den Strichen behaupten sic
wie die Striche selbst, oft besser.
Die Stichstärke ist bedacht. Der Druck kann wechseln.
Fehlt ein Strich, wird die Lücke größer - vielleicht zu groß.

Spontan, ohne vorgezeichneten Weg, geht’s über die große Fläche,
entschlossen, keine Korrektur, zuweilen irritiert durch Spuren
und zum Ausweichen gezwungen.
Striche, die stolpern, zögern aussetzen oder -laufen, verblassen.
Andere ziehen unbeirrt ihren Weg, fast stur,
manchmal über den Rand hinaus.
Einige blähen sich, lassen keinen vorbei, sperren.
Ab und zu kriegen sie die Kurve und stoppen abrupt.

Striche ziehen durch ein farbiges Feld wie ein mehrschariger Pflug,wühlen es um.
Andere werden aufgehalten durch breite Farbbahnen,
springen über sie hinweg,
tauchen unter ihnen durch, die Richtung beibehaltend.
Viele bündeln sich und bilden ein Geflecht, dunkel und bedrohlich.
Daneben verblasst alles.
 

Andere, Gespinste, sind wie schwebende Rochen im Wasser.
Linien verdrehen sich zu Lilien, ziehen weiter als Horizont.
Parallel und diagonal bedrängen sie ein Kohlepflänzchen, selbst auch Staub.
Dann und wann macht die Farbe dem Staub Platz, lässt ihm den Vortritt.
Das Graue gegen das Farbige.

Der Staub bedeckt nur die Kuppen. Die Farbe ist auch in den Tälern
Und häufig Wasserfarbbahnen, gelb, die Giftfarbe.
Ach, die schönen Lilien, weiß aus Kohlestaub dazwischen.
Das mächtige Blau, ob’s hilft?

Bernd Finkeldei 1994